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Es war ein später Vormittag an einem Mittwoch, als ich zufrieden den Hörer des Telefons zurücklegte. Das Gespräch mit meiner Freundin war wieder
sehr unterhaltsam gewesen.
"Oha", dachte ich, als ich auf die Uhr schaute, "nun wird es aber Zeit."
Erich kam um 12.30 Uhr von der Arbeit zurück und ich hatte ihm ein Mittagessen versprochen. Also flugs in die Küche, denn ich hatte noch keinen Plan, was ich kochen wollte. Schnell noch die Spülmaschine gefüttert, damit diese dann wenigstens fertig war am Nachmittag. Meine Bestände gaben nicht viel her, aber um zum Einkaufen zu gehen, war es leider zu spät. So schaute ich etwas genauer hin und fand dann Reis, Hähnchenfilet, eine fertige chinesische Sauce, Paprika und Bambus-Schösslinge und sogar noch zwei Frühlingszwiebeln. Die Sauce war allerdings mein Problem. Mein Mann und ich haben so ungefähr den gleichen Geschmack oder wir haben uns angeglichen in den 30 Jahren Ehe, kann auch sein. Nur in einem Punkt nicht: Ich esse gern scharf und exotisch und Erich liebt die gut bürgerliche Küche. Ich habe es so gelöst, dass ich ab und zu zwei Gerichte vorbereite: Ein extra scharfes für mich und für ihn dann Bratkartoffeln mit Ei, das isst er am liebsten. Diese Sauce war nun aber eine Chillisauce extra scharf. "Da muss er heute durch", dachte ich, denn die Uhr zeigte mir, dass keine Zeit mehr für Extrawünsche war. Dann am Tisch sitzend beobachtete ich verstohlen, dass Erich sich den Teller voll füllte. "Er ist ganz schön mutig, nur, das weiß er noch nicht", dachte ich, da hatte er schon den ersten Bissen im Mund. Mit weit aufgerissenen Augen und offenem Mund sprang er auf, riss die Kühlschranktür auf, um erst einmal seinen Durst zu löschen. "Ist es dir zu scharf?" fragte ich scheinheilig und "Mir schmeckt es!"Ein großes Glas voll mit Wasser gefüllt nahm er dann mit an den Tisch, um jeden Happen großzügig nachzuspülen. Trotzdem rollte er jedes Mal mit den Augen , so langsam begann er mir Leid zu tun. Als dann die Spülmaschine, die bisher geräuschlos gearbeitet hatte, zum Endspurt ansetzte und dieses sehr lautstark kundtat, erschreckte sich Erich so sehr, dass er genervt aufsprang und ausrief: "Das ist hier keine Küche, das ist eine Folterkammer!!!!!" Nun beichtete ich auch noch: "Übrigens, Nachtisch gibt es heute auch nicht, aber den hättest jetzt mit dem verbrannten Mund ja doch nicht genießen können!", tröstete ich ihn halbherzig. Und, um etwas irgendwie gutzumachen, fügte ich hinzu: "Ich habe extra für dich Mohnbrot gekauft zum Frühstück!"Schon versöhnlicher erwiderte Erich: "Aber das brauchst du doch nicht , du weißt doch, ich esse jedes Brot zum Frühstück!" "Nun, ich hatte aber gar keines mehr im Haus", war meine ehrliche Antwort, worauf er sich dann etwas verschaukelt vorkam und meinte: "Ich glaube, ich sollte mal Lotto spielen, ich muss ja ungeheuer Glück im Spiel haben!" In seinen Augen waren dabei ganz viele Teufelchen zu sehen. Ich sprang auf ihn zu und boxte ihm spielerisch in den Bauch! "Heee, das will ich aber überhört haben!" Und schon nahmen wir uns in den Arm und lachten beide! Übrigens, ich könnte mir vorstellen, dass man aus den Zutaten auch ein Essen ohne diese Sauce hätte machen können, aber eben, man, ich nicht, denn ich kann ja nicht kochen! ;-) Geschichten aus der Küche |