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Geschichten aus der Küche       Eine Seite zurück


Weihnachtsbäckerei


Zufällig beim Aufräumen fiel mir ein handgeschriebenes Rezept für „Tönninger Nüsse“ in die Hände. Sofort wurden Kindheitserinnerungen wach, ich sah diese knackigen weißen Plätzchen direkt vor meinem Auge, hatte ihren Duft in der Nase und den wundervollen Geschmack auf der Zunge.

Ich studierte das Rezept und fand, dass sogar ich es schaffen sollte, diese herzustellen. Teilweise waren schon Bemerkungen mit verschiedenen Handschriften dazu geschrieben worden. Da stand zum Beispiel: Keine Milch und keine Eier! Aha?! Da hatte sich wohl vorher schon mal jemand daran versucht. Auch die Dauer der Backzeit war hinzugefügt worden. Da konnte ja nichts mehr schief gehen.

Viele Zutaten hatte ich schon zu Hause, Mehl würde wohl nicht ganz reichen. Am nächsten Tag stand auch dieses auf dem Küchentisch. Ich habe es gar nicht erst in der Schublade verstaut, denn ich wollte es ja einen Tag später gebrauchen. Dann ging es los, akribisch habe ich alle Zutaten abgemessen, es sollte ja nichts schief gehen. Als ich aus der Schublade den Vanillezucker hervor kramte, gab ich auch gleich das Mehl von dort auf den Tisch. Beim Abwiegen stellte ich fest, dass ich nur noch 394 Gramm hatte 500 Gramm wollte aber das Rezept haben. Kurz überlegte ich, dass ich doch extra Mehl gekauft hätte, wieso war da jetzt wieder nicht genug? (grübel) Ach ja, ich hatte ja Pfannkuchen gemacht, da habe ich ja auch Mehl gebraucht. Nun, ich hatte zu viele gemahlene Mandeln gekauft, so habe ich davon einfach noch 100 Gramm dazu getan, sieht ja ähnlich aus wie Mehl. Als ich dann die große Rührschüssel vom Tisch nahm, sah ich die unangebrochene Packung Mehl dahinter stehen. Echt blöd gelaufen.Nun musste es auch so gehen.

Dann ging es ans Ausstechen, es hat mir richtig Spaß gemacht. Ich habe eine ziemlich kleine Küche, bald waren sämtliche freie Plätze belegt. Nun ging das erste Backblech in den Ofen. Das Rezept gab an: bei 200 Grad 15 -20 Minuten backen. Zufrieden stellte ich die Eieruhr auf 17 Minuten (ich nehme immer den Mittelwert)und ging ins Wohnzimmer zu meinem Mann. Versierte Bäcker und Bäckerinnen wissen nun schon, was passiert ist: Die Kekse waren schwarz, nicht nur braun, nein, rabenschwarz und der Duft von Plätzchen war dem Geruch von Verbranntem gewichen. Also, ab damit in dem Abfall, aber ich hatte ja noch mehr Teig. Die nächste Lage wurde dann bei 175 Grad 10 Minuten gebacken. Als ich schauen ging, fingen sie gerade an, braun zu werden.
Also raus damit, aber wohin mit dem Blech? Es war alles voll gestellt in der Küche. Da stand ich mit dem Blech in der Hand und drehte mich einmal im Kreis. So langsam wurden mir die Hände heiß, so schob ich das ganze erst einmal wieder in den Ofen. Schnell versuchte ich Platz zu machen. Wisst ihr, wie viel Platz ein Backblech proportional gesehen in einer kleinen Küche braucht? Es verging zwar nicht viel Zeit, aber sie reichte aus, um die Kekse so zu bräunen, dass sie verbrannt schmeckten.

Nun war ich aber schlauer geworden und schaffte gleich erst einmal Platz für das dritte Backblech mit Keksen. Und ich wich nicht mehr vom Herd, immer wieder schaute ich in den Ofen und als sich die ersten Bräunungen zeigten, wurden die Kekse heraus geholt. So waren sie richtig! Und sogar noch ein Backblech dazu brachte ich zustande.


Da ich einigen Familienmitgliedern und Freunden schon von den Keksen vorgeschwärmt und versprochen hatte, dass ich sie auch damit beglücken würde (ich weiß nicht, beglücken? Na ja, ich lass es mal so stehen), fing ich dann an, kleine Tüten zu füllen. Zufrieden betrachtete ich mein Werk, nun hatte jeder eine kleine Tüte mit schönen weißen Keksen. Als ich nach dem Rest schaute, der mir noch blieb, sah ich, dass da nur noch braune in verschiedenen Schattierungen lagen. Soll ich euch verraten, was ich gemacht habe?

Jedes Tütchen habe ich wieder geöffnet und mir einen Keks entnommen. Jeder Keks wird nun von mir mit voller Aufmerksamkeit verspeist. So viele sind es nämlich auch nicht. Dieses Jahr werde ich sicher nicht noch einmal backen, aber vielleicht das nächste Jahr wieder.
Geschichten aus der Küche

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letzte Änderung 16.12. 2012