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Geschichten vom Alltag      Eine Seite zurück

Das rote Kleid

oder:
Aber es war ein schöner Abend!


Zum Geburtstag bekam ich von meinem Mann zwei Karten für die Abschiedsvorstellung der Missfits (Kabarett) geschenkt. Jetzt nahte der Termin und ich freute mich schon riesig.
Einen Tag davor erwähnte Erich dann beiläufig, er würde seinen Anzug anziehen wollen. Oh, wie schön, dachte ich, da gehen wir beide mal richtig schick aus.

Ich verschwand dann anschliessend in der Kosmetikabteilung eines Kaufhauses und suchte nach etwas Besonderem für mein Gesicht und Haar.
Als erstes erstand ich eine Gesichtsmaske mit Milch und Honig, die Verpackung versprach einen strahlenden Teint. Dann sah ich eine Haarspülung mit Henna, die dem Haar einen seidigen rötlichen Schimmer verleihen sollte.
Beides nahm ich mit nach Hause und überlegte unterwegs, was ich zum Anzug meines Mannes tragen wollte, musste ja irgendwie passen. Mir fiel mein rotes Kleid mit passender Jacke ein. Ganz einfach geschnitten, zwar kurz und ein wenig tailliert, aber zeitlos. Mit einem Tuch könnte ich es schon aufpeppen.

Als ich es meinem Angetrauten gegenüber erwähnte, äusserte sich dieser skeptisch: "Ich will dir ja nicht zu nahetreten, aber meinst du, das passt noch?"
"Ach, das habe ich doch noch nicht so lange", erwiderte ich zuversichtlich, aber im gleichen Moment fiel mir ein, dass ich es schon vor 7 Jahren gekauft hatte!
Inzwischen habe ich bestimmt an die 8 Kilo zugelegt. Aber egal, es muss irgendwie gehen, entschied ich.

Am nächsten Tag machte ich mich vormittags dann an meine Haare, waschen, mit der Henna-Spülung behandeln. Wenn man es länger einwirken lässt, soll es noch bessere Effekte haben, hatte ich gelesen, also wartete ich einige Zeit, ehe ich es ausspülte.
Meine Hände waren ganz rot eingefärbt, aber ich vertraute meiner Seife, war ja nur eine Spülung. Doch die Hände blieben rot, auch nachdem ich sie kräftig mit Seife gewaschen hatte.
Ja, was soll ich sagen, den rötlichen Schimmer habe ich nicht gesehen, aber dort, wo meine Haare grau sind, dort leuchtete es richtig rot! War schon etwas anders, als ich es mir vorgestellte hatte.
Nun legte ich die Maske auf das Gesicht, denn ich wollte doch einen strahlenden Teint haben!
Den Rest der Creme liess ich an meinen Händen einwirken, was für das Gesicht gut ist, kann für die Hände ja nicht schlecht sein.

Das Gesicht fing an zu brennen, ich dachte erst, es wäre die gute Durchblutung oder die Haut müsse sich erst an die Creme gewöhnen.
Aber als ich dann die Creme in den Händen verreiben wollte, merkte ich, dass sich die Creme rot färbte. Sie brachte das fertig, was meine Seife nicht geschafft hatte!!!

Meine Hände waren wieder sauber. Das gab mir nun doch zu denken, also nahm ich die Maske vom Gesicht und sah die Bescherung: Lauter kleine rote Stellen hatte ich im Gesicht.

Mein Göttergatte meinte dazu nur: "Ach Schatz, ist doch nicht schlimm. Im Konzertsaal ist es dunkel und in den Pausen bleiben wir einfach sitzen!"

Doch bis zum Abend hatte ich es soweit wieder im Griff mit Salben und Abdeckstift, dass kaum noch etwas zu sehen war.

Dann schlüpfte ich in das rote Kleid. Um meine Pfunde ein wenig zu verstecken, hatte ich einen sogenannten Liebestöter angezogen, der furchtbar zwackte, aber so war ich fast sicher, dass das Kleid passen würde.
Ja, unten herum war es auch kein Problem mehr, aber oben, da fühlte ich mich ziemlich eingeschnürt. Und wenn ich die Arme etwas hob, schob sich das ganze Kleid ein Stück nach oben und blieb dort in Falten einfach auf der Brust liegen.

Nur, wenn ich stocksteif sitzen würde und die Arme nicht bewegen würde, dann wär es gegangen. Und geklatscht hätte ich dann eben nur auf dem Schoss.
Aber dann kam mir eine geniale Idee.

Zu diesem Kleid gehört noch eine Jacke. Ich liess also den Reissverschluss bis unter die Schulterblätter auf, zog die Jacke darüber und schon hatte ich Bewegungsfreiheit und kein Mensch sah es.

Ich habe dann meinen Mann nur noch gebeten, unter meine Jacke zu greifen und den Reissverschluss wieder hochzuziehen, falls dieser sich selbständig machen sollte während der Vorstellung.
Er meinte dazu: "Wir gehen doch nicht zur Erotikmesse, sondern ins Konzert!"

Wir haben dann die Veranstaltung sehr genossen.
Allerdings war es dort sehr heiss und als ich mich bei meinem Mann beschwerte, mir sei heiss, meinte er nur: "Untersteh dich, die Jacke auszuziehen!"

Alltagsgeschichten
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erstellt 24.Jan. 2005