Sehr gern schreibe ich Briefe, seitdem ich nun das Internet kennengelernt habe,
sind es vorwiegend mails oder der direkte Austausch in den Chats. Aber trotzdem habe ich nicht vergessen,
dass so ein Brief, über die Post zugestellt, ein besonderes Flair hat. So beschloss ich vor einigen Tagen,
mal wieder die alte lederne Schreibmappe hervorzuholen und eines der Briefpapiere auszuwählen. Auch der Füller wurde herausgesucht,
denn ein Brief mit einem Kugelschreiber geschrieben, zerstört doch die ganze Ausstrahlung. Ich legte los und erst einmal
im Thema drin, mit dem Adressat verbunden, flossen die Worte nur so aus dem Schreibwerkzeug. Bis, ja, bis eben die
Tintenpatrone leer geschrieben war. Fieberhaft begann nun in meinem Kopf die Suche nach den Ersatzpatronen.
So wie der PC es machen würde, rappelten sämtliche Räume und Schränke unseres Hauses durch die Suchmaschine,
fast bildlich sah ich die Schubladen vor mir und dann hatte ich sie auch gefunden. Zielstrebig suchte ich in
einem bestimmten Fach des Wohnzimmerschrankes und fand auch das Gewünschte, eine Patrone befand sich noch in der Packung.
Aber das reichte ja auch für heute. Die leere Hülse hatte ich zeitsparend schon mal auf dem Weg ins Wohnzimmer
in der Küche entsorgt, nun drückte ich die neue in den Füllfederhalter. Aber komisch, er liess sich nicht mehr zuschrauben!

Zwei, drei Versuche schlugen fehl, ich schaute
in das Teil, in dem eigentlich die Patrone hätte verschwinden sollen, konnte aber nichts besonderes feststellen.
Hatte ich vielleicht die falschen Patronen erwischt? Meine Tochter schreibt auch mit Patronenfüller,
ich hatte plötzlich die wahnwitzige Idee, dass sie andere verwendet als ich, nochmals zurück in die Küche,
den Mülleimer durchsucht, nein, es war die gleiche Patrone. Aber ich stellte fest, dass ich sie falsch herum in den
Füller gedrückt hatte. So blöde kann ich
auch nur sein, dachte ich verärgert, ging ins Arbeitszimmer zurück, nahm die Patrone raus, drehte sie und mit
etwas Druck hielt sie dann auch. Etwas spöttisch mit mir selbst, bemerkte ich, dass es auch viel einfacher ging
als beim ersten Versuch. Nun wollte ich den Brief endlich beenden, aber ich hatte noch nicht einmal angesetzt,
war immer noch dabei, die untere Hälfte des Füllers zu suchen, da verunzierte ein grosser Tintenklecks meinen
Briefbogen! Na toll, dachte ich, kannst alles noch einmal schreiben. Die Feder glänzte von der ganzen Tinte,
die um sie herum war, ich nahm den Füller so, dass die Spitze nach oben zeigte, da nicht noch mehr rauslaufen
sollte und marschierte so mit ihm in die Küche, um ihn mit Küchenpapier zu reinigen. Jetzt reicht es aber langsam,
dachte ich noch, als mein Blick auf die Patrone fiel. Diese war leer!!!! Die Tinte entdeckte ich dann anschliessend
auf meiner Hose, meinen Socken, meinen Hausschuhen, auf dem Fussboden in der Küche, Flur und Arbeitszimmer und auf
der Tischdecke neben dem beklecksten Brief. Eine genaue Untersuchung der Patrone ergab dann, dass ich schon beim ersten
Versuch auf der falschen Seite ein Loch in die Patrone gedrückt hatte. Nun, da beide Seiten offen waren, konnte die
Tinte wunderbar abfliessen. Den Brief habe ich an dem Tag nicht mehr geschrieben, hatte ja keine Tinte mehr.
Ausserdem war ich zu sehr mit Waschen und Putzen beschäftigt, wie man sich ja vorstellen kann.