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Steine am Meer
-eine Fantasiegeschichte-

30.März 2006
Wieder einmal lockte mich ein strahlendblauer Himmel an das Meer. Schon am Morgen brach ich auf, denn ich wollte einen Abschnitt erreichen, der ziemlich einsam war.


Endlich, erschöpft , aber zufrieden hatte ich meinen Strand erreicht, die Wellen plätscherten träge an die Küste, die übersät war mit Steinen jeglicher Größenordnung. Ich suchte mir ein lauschiges Plätzchen und schaute versonnen hinaus aufs Meer...


Plötzlich hörte ich etwas wispern neben mir, kaum wahrnehmbar. Ich bewegte mich nicht, sondern versuchte, zu verstehen. Es war eine helle zierliche Stimme: "Heh, wo seid ihr alle? Wir sind wieder allein!" Fasziniert rührte ich mich nicht vom Fleck, um mich nicht zu verraten. Aber im Blickwinkel sah ich einen Stein am Hang, der aussah wie ein Murmeltier.

"Es ist ja sooo langweilig, nun liege ich schon eine Ewigkeit hier und keiner trägt mich mal an einen anderen Ort. Nur auf mich drauftreten, das können sie!" mürrisch erklang diese Stimme genau vor mir.

"Ich verweile hier schon tausende von Jahren, ich meine, ich habe so langsam ein Anrecht auf eine andere Umgebung", ärgerlich ertönte es von rechts.

"Die Menschen nehmen Kameraden von uns mit, ich hab's schon gesehen, aber mich übersehen sie immer." Das klang schon etwas weinerlich.

"Ja, die bunten Steine unter uns, die fallen ihnen ins Auge, aber an so etwas grauem und altem wie ich es bin, gehen sie vorüber."

"Wäre ich doch bunt, wäre ich nur bunt", träumte links neben mir ein unscheinbarer Stein.

"Es ist wirklich ungerecht, ich könnte platzen vor Wut!!!"

"Was können wir nur tun?" "Wir sollten uns wehren"
Plötzlich wurde der Strand laut, von überall her ertönten die Stimmen.


"Ui, ui, schaut euch den mal an, er ist ganz rot geworden vor Wut!"
Tatsächlich, einer der Steine hatte sich so sehr aufgeregt, dass er eine rote Färbung angenommen hatte.


Jetzt versuchten es die anderen, ihm gleich zu tun! Einer wurde ganz gelb vor Freude, der andere grün vor Neid.

Manch einer konnte gar nicht bunt genug sein und übertrieb maßlos. Aber egal, sie bekamen Farbe und freuten sich sehr darüber.

Ein Stein machte so einen gehörigen Freudensprung, dass er glatt im Wasser landete. "Wie schön ihr geworden seid…….sicher werdet ihr nun auch andere Landschaften sehen….., glücklich freute er sich mit den anderen an den verschiedenen Farbnuancen.

Leider bewegte ich nun nur ein wenig mein Bein, denn es war eingeschlafen und schon war der Zauber verflogen. Ich saß noch stundenlang da, rührte mich nicht, aber ich hörte keinen Laut mehr.

Einige der bunten Steine und viele der grauen hob ich dann vorsichtig auf und nahm sie mit.

Ich legte sie später ins Gras, auf einen Hügel, an den Sandstrand oder auf einen grossen Stein, mit Blick aufs Meer.

Die schönsten aber habe ich mitgenommen. Sie dürfen ein wenig bei mir sein.


Jetzt wisst ihr auch, warum so viele bunte Steine am Ostseestrand zu finden sind. Sie alle möchten aufgehoben werden, um einmal eine andere Welt zu sehen.

Jedes Mal, wenn ich am Strand spazieren gehe, achte ich auf sie und wenn ich das Gefühl habe, sie möchten mitgenommen werden, trage ich sie ein Stück, um sie an anderer Stelle wieder der Erde zurück zu geben.

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erstellt 30.03.06